Wie wir klima- und ressourcengerecht wohnen könnten

  • Veröffentlicht: Samstag, 17. Dezember 2022 09:45

Der Wohnungssekttor ist neben dem Verkehrssektor die große Baustelle zum Erreichen der Klimaziele Deutschlands. Jedes Jahr werden über 50 Milliarden Euro in die energetische Sanierung gesteckt. Trotzdem bleiben die Treibhausgasemissionen in Deutschland bei 120 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente innerhalb der letzten 10 Jahre nahezu konstant. Dies liegt unter anderem daran, dass die pro Kopf Wohnfläche in Deutschland immer weiter steigt. Mittlerweile liegt diese bei an die 50 m² pro Kopf. „Wenn wir die Klimaschutzziele erreichen wollen, brauchen wir auch ein Umdenken im Wohnbereich, also mehr gemeinsam statt 'Alles meins'.“, so Klara Geywitz (SPD),  Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen am Karfreitag 2022. Ferner verwies sie darauf, dass grundlegend anders gebaut werden müsste – mit kleineren Wohnflächen, aber größeren Gemeinschaftsflächen.

Wie so etwas aussehen könnte, wenn 350 bis 800 Menschen auf einem Hektar zusammenwohnen und mehr Gemeinschaftsflächen nutzen, war Thema des Salons der Zukunft am 8. Oktober in der Trinitatiskirche gewesen.  

Gemeinsam genießen, statt einsam verzichten

Die Idee ist recht einfach. Jede*r hat noch seine präferierte Wohnform, allerdings nur noch 20 bis 25 m² pro Kopf. Es muss niemand Angst haben die gewohnte Umgebung verlassen zu müssen, wenn die eigenen Kinder ausziehen, denn die Wohnungen sind so gestaltet, dass diese getrennt oder zusammengelegt werden können. Zudem trägt jeder der ca. 500 Mitbewohner*innen zusätzlich 2 bis 4 m² zu einer gemeinschaftlich genutzten Wohnfläche bei. Damit umfasst das so entstehende Mikrozentrum 1.000 bis 2.000 m². Da es allen gehört, bestimmen auch alle mit, wie es ausgestaltet wird. Dort kann es zum Beispiel ein Restaurant geben. Dieses ist Anlaufstelle für alle Mitbewohner*innen, die Kontakt suchen. Niemand muss etwas kaufen, denn das wurde so von allen festgelegt. Ein Klavier lädt ein die Nachbarschaft musikalisch zu unterhalten. Brettspiele können jederzeit von der Ludothek kostenlos ausgeliehen werden. Wer will kann Leckereien seiner Mitbewohner*innen aus der Frischetheke holen. Oder man kocht selbst etwas, unterstützt von der angestellten Küchenhilfe. Die Lebensmittel stammen zum Großteil aus einer kooperierenden solidarischen Landwirtschaft. So werden die  Preistreiber für ökologische Lebensmittel und nachhaltige Landwirtschaft vermieden. Zudem werden die Lebensmittel zum Großteil zentral gelagert – 24 Stunden zugänglich, ein bis zwei Minuten von der eigenen Wohnung entfernt. Gerade Singles haben sich deshalb für die Frischetheke und gegen den Kühlschrank in der eigenen Wohnung entschieden. Dies reduziert die Lebensmittelverschwendung und es wird Energie gespart. Zudem hat die Genossenschaft sich für einen Kindergarten entschieden, wo die ca. 30 Kinder im Vorschulalter gerne auch einmal von einer Nachbarin eine Geschichte vorgelesen bekommen. Dazu gibt es eine kleine Bibliothek, einen Waschsalon, ein Tauschlager und einen großen Pool mit Saunabereich. Alles in allem hat man den Eindruck, man Betritt eine große Lobby eines 4 Sterne-Hotels, sobald man das Mikrozentrum betritt. Einige bringen sich 2 bis 3 Stunden in der Woche im Mikrozentrum ein, andere tragen lieber zur Finanzierung von Angestellten bei. Da vieles in der Nachbarschaft geteilt wird und man unabhängig ist von Mietpreisspekulanten, haben sich viele dazu entschieden nur noch 30 Stunden pro Woche zu arbeiten. Mehr Zeit statt Zeug lautet die Devise.

Anlaufstellen für Nachbarschaft im Leipziger Osten

Doch wie kann man Menschen kennen lernen, die sich für solch eine Lebensweise begeistern lassen? Dazu benötigt es Akteure im Stadtteil, die Nachbarschaften zusammenbringen und bei der Umsetzung eigener Ideen unterstützen. Dies ist mit ein Ziel der drei Akteure, die sich beim Salon der Zukunft  ebenfalls vorgestellt hatten. Der Bürgerverein Anger-Crottendorf e.V. legt einen besonderen Fokus darauf über Entwicklungen im Stadtteil zu informieren. Die Dresdner59 versteht sich als von jedem gestaltbare, interkulturelle Räumlichkeit. Der Ostwache Leipzig e.V. will über 2.500 m² für Initiativen und Projekte zur Verfügung stellen und lädt die Nachbarschaft ein, das nichtkommerzielle Nachbarschaftszentrum von Anfang an mitzugestalten. Alle drei Initiativen sind ideal um zusammen mit seinen Nachbar*innen den Mut zu finden, neue Wege gemeinsam zu gehen. Denn dies ist dringend notwendig, um einen zivilisationsgefährdenden Klimawandel abzuwenden.
Beim nächsten Salon der Zukunft am 14. Januar 2023 von 15 bis 17 Uhr werden sich verschiedene Initiativen aus Leipzig vorstellen, die beim solidarischen und ökologischen Wohnungsbau unterstützen. Mit dabei ist das Netzwerk Leipziger Freiheit, eine Initiative der Stadt die verschiedenste Akteure zusammenbringt. Kommen Sie vorbei! Ge-nießen Sie einen Nachmittag bei guter Jazz-Musik und lernen sie Akteure Leipzigs kennen, die zeigen, dass neue Wege möglich sind.

                                                                                                                                                                                        Stefan Zahn, Salon der Zukunft
                                                

Der nächste Salon der Zukunft:
14. Januar 2023, 15 bis 17 Uhr
Trinitatiskirche Anger-Crottendorf
Thema: Wohnraum für Menschen, statt für Profite
Mehr Infos: www.s4f-leipzig.de/salon





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