1.500 Stadtbäume 2022 gepflanzt
- Veröffentlicht: Montag, 15. Mai 2023 14:00
Neben Wäldern in der Fläche sind Straßenbäume im urbanen Raum ein wichtiger Klimagarant. Sie spenden Schatten, binden Staub, kühlen ihr Umfeld. Durch die Hitzesommer der letzten Jahre und die damit verbundene Dürre nehmen aber auch Straßenbäume Schaden. Gerade Jungbäume schaffen es häufig nur durch massives Wässern anzuwachsen. Manche schaffen es nicht und müssen nachgepflanzt werden. Mit allen Neupflanzungen ist eine dreijährige Entwicklungspflege verbunden. Dabei werden je Sommersaison bis zu zwölf Wassergaben á 100 Liter beauftragt, welche bei Notwendigkeit auch erweitert werden.
Für 2022 meldete das Amt für Stadtgrün und Gewässer beeindruckende knapp 1.500 Pflanzungen von Bäumen und blickt zurück auf eine erfolgreiche Baumpflanzsaison.
„Bäume sind gerade in einer wachsenden Stadt wie Leipzig von immenser Bedeutung – als Klimaanlagen, Lebensräume und für ein attraktives und grünes Stadtbild“, sagt Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal: „Wir sind in diesem Jahr unserem Ziel, jährlich 1.000 neue Straßenbäume zu pflanzen ein ganzes Stück nähergekommen und ich freue mich sehr über diese erfolgreiche Bilanz.“
Leipzigs Parks und Grünanlagen haben in 2022 insgesamt 573 Parkbäume erhalten (Erst- und Nachpflanzungen). In Anbetracht der klimatischen Veränderungen mit vermehrten Hitze- und Trockenperioden setzt die Stadt auf widerstandsfähige und trockenheitstolerante Baumarten, wie zum Beispiel dem Feldahorn. Aber auch Baumarten, wie die ungarische Eiche oder die Hopfenbuche kommen zum Einsatz.
Darüber hinaus wurden insgesamt 917 Straßenbäume in die Erde gebracht. Davon sind 571 Nachpflanzungen für geschädigte und abgestorbene Straßenbäume. 346 sind Erstpflanzungen, für die ein völlig neuer Baumstandort geschaffen wurde. Einige davon wurden nach dem sogenannten „Zwickauer Modell“ in die Fahrbahn neu integriert. Dabei unterteilen die gepflanzten Bäume das Parkraster und führen zu einer Belebung und Aufwertung der Straßenabschnitte.
Die städtische Entwicklung und Erweiterung des Straßenbaumbestandes stellt als Teil des Sofortmaßnahmenprogramms zum Klimanotstand 2020 eine zentrale Zukunftsaufgabe der klimagerechten Stadtentwicklung dar. Schwerpunkt der Pflanzungen sind deshalb dichtbebaute Stadtquartiere. Rüdiger Dittmar, Leiter des Amtes für Stadtgrün und Gewässer erklärt: „Grundlage für die Pflanzung von Straßenbäumen ist das im Zuge des öffentlichen Beteiligungsprozesses gemeinsam mit der Stadtgesellschaft erarbeitete und im Juni 2019 vom Stadtrat beschlossene Straßenbaumkonzept Leipzig 2030.“
Heiko Rosenthal ergänzt: „Die klimatischen Bedingungen der letzten Jahre mit Hitze und langanhaltender Trockenheit haben jedoch dazu geführt, dass vielerorts Bäume abgestorben sind oder deren Vitalität stark beeinträchtigt ist. Der Anteil an Ersatzpflanzungen für abgestorbene und nicht mehr standsichere Bäume war daher in diesem Jahr relativ hoch.“
- bis 2018 durchschnittlicher Zuwachs von 280 Straßenbäumen pro Jahr - 2019: 332 neue Straßenbäume - 2020: 522 neue Straßenbäume - 2021: 283 neue Straßenbäume - 2022: 346 neue Straßenbäume |
Und hier zeigt sich der Klimawandel mit seinen Folgen und lässt die Zahlen der Herren Rosenthal und Dittmar dann doch in einem ganz anderen Licht erscheinen.
Bereits 2009 hatte sich die Stadtverwaltung eigentlich dazu verpflichtet, jährlich 1.000 neue Straßenbäume als Erstpflanzungen in Leipzig zu pflanzen und somit die Gesamtanzahl an Straßenbäumen zu erhöhen. Seit vielen Jahren wird dieses Ziel aber um Längen verfehlt (s. blauer Kasten). Statt dessen muss aufgrund von trockenheitsbedingten Abgängen stadtweit nachgepflanzt werden. Echte Neupflanzungen von 346 Straßenbäumen in 2022 sind somit weit weg vom eigentlichen Ziel 1.000. Und auch bei den 573 Pflanzungen in Parks und Grünanlagen muss davon ausgegangen werden, dass großteils Ersatzpflanzungen für vertrocknete bzw. gefällte Altbäume dabei waren.
Der Ökolöwe – Umweltbund Leipzig e.V. sieht die Zahlen noch dramatischer. „Es ist nunmehr so, dass wir in Leipzig seit 2019 eine negative Baumbilanz haben. Das heißt: Jedes Jahr werden mehr Bäume an Straßen und öffentlichen Grünflächen gefällt als neu- und nachgepflanzt“, erwidert Tino Supplies, Sprecher des Ökolöwen, die Zahlen der Stadt. Der Verein fordert eine tiefgreifende Reform im Amt für Stadtgrün und Gewässer, damit es genügend Ressourcen mobilisieren kann, um pro Jahr 1.000 Straßenbäume neu zu pflanzen und zusätzlich alle gefällten Bäume nachzupflanzen. Die dafür notwendige Summe ist im Maßnahmenplan zum neuen Energie- und Klimaschutzprogramm (EKSP) der Stadt Leipzig (der ACA berichtete) benannt und umfasst 2,4 Millionen Euro. Heiko Rosenthal sollte diese Summe für die Jahre 2023 und 2024 auch im neuen Doppelhaushalt einstellen, fordert der Ökolöwe weiter. „Wenn Umweltbürgermeister Rosental jetzt nicht schleunigst im Amt für Stadtgrün umsteuert, dann hat Leipzig am Ende seiner Amtszeit deutlich weniger Straßenbäume als vor seiner Amtszeit,“ vermutet Supplies. Ausreichend Platz wäre auf Leipzigs Straßen noch für 45.000 weitere Straßenbäume.
Darius N. Ehrlicher
Das "Straßenbaumkonzept 2030" der Stadt Leipzig gibt es als pdf zum runterladen, unter: www.is.gd/cTgsqP |
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