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Veröffentlicht: Donnerstag, 12. Mai 2022 20:23
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Ein aktuelles Problem in Leipzig entstand vor vielen Jahren - totsanierte Plätze. Beispiele dafür sind die im Nordwesten gelegenen Huygensplatz (2013) und Möckernsche Markt (2014). Schon 1996 entstand der Eutritzscher Markt im Norden der Stadt. Allen gemein ist die Eigenschaft, dass sie großflächig mit Betonplatten bzw. Granitpflaster ausgestattet sind. Eine gesteigerte Aufenthaltsqualität für Menschen stellt sich dadurch nicht ein. Auch eine temporäre Nutzung verschiedenster Art, wie Wochenmärkte, Kunst, Kultur ist entweder gar nicht oder nur eingeschränkt möglich. Die Folge: die Plätze sind verwaist. Ein Umstand, welcher der Verwaltung und auch dem Stadtrat inzwischen bekannt ist. Anfang dieses Jahres hatten die Freibeuterfraktion und die Linksfraktion im Leipziger Stadtrat einen Antrag bzw. eine Anfrage zur Gestaltung des Eutritzscher Marktes gestellt. Beide hatten im Sinn, den Platz mit dem „Einsatz möglichst geringer finanzieller Mittel“ wieder zu beleben. So sollen z.B. Bänke und Bäume ergänzt werden und die dortigen Pavillons entweder für einen gastronomischen oder einem anderen Zweck reaktiviert werden. Der Antrag wurde in den Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau verwiesen und wird dort weiter bearbeitet.
Eine Antwort auf dieses Problem gab es aber schon im vergangenen Jahr. Am 14. Oktober 2021 beschloss der Stadtrat die „Fußverkehrsstrategie“, die Leipzig bis 2030 zu einer besonders fußgängerfreundlichen Stadt mit Vorbildcharakter machen wird. In der Strategie enthalten ist auch das „Stadtplatzprogramm“, welches wiederum Grundlage für neu zu schaffende öffentliche Plätze ist. Darin wird beschrieben: „Straßen und Plätze sind nicht nur Orte des Verkehrs, sondern ebenso Orte des öffentlichen Lebens. Für das Erreichen vieler gesellschaftlicher Zielstellungen – vom Klimaschutz bis zur Luftreinhaltung, von der Gesundheitsvorsorge bis zur sozialen Teilhabe – werden Straßenräume und Plätze benötigt, die zum Gehen einladen und Raum für Kommunikation und Begegnung lassen.“ Und: „(In den) Stadtteilen (sollen) Potenziale für attraktive öffentliche Plätze ermittelt und den Möglichkeiten entsprechend aktiviert werden. Eine weitere Auseinandersetzung damit soll im Fußverkehrsentwicklungsplan und den Fußverkehrskonzepten auf Stadtteilebene erfolgen.“ Mit dem Fußverkehrsentwicklungsplan wird bis zum 31. Oktober 2022 auch ein konkreter Prioritäten- und Maßnahmenplan erarbeitet.
In Anger-Crpottendorf soll nun der Platz zwischen der alten Feuerwache Ost und der ehemaligen Karl-Krause-Fabrik in den kommenden Jahren neu gestaltet werden. Er dient dann als Tor zum Parkbogen Ost. Bürger*innen-Beteiligung gab es und wird es noch geben. Am 18. September 2021 fand der erste Workshop unter dem Titel „Mobilität im Stadtteil“ statt. Dort trafen die Befürworter eines Parkplatzes und die Befürworter eines modernen Stadtplatzes aufeinander. Einig war man sich darin, dass der Platz neu gestaltet werden muss und die Lebensqualität sich nicht verschlechtern dürfe. Dass sich die hiesigen Autofahrer unter Lebensqualität allerdings etwas anderes vorstellen als Menschen, die vielseitig mobil sind, ist seit gut einem Jahr im Stadtteil deutlich wahrnehmbar. Zuletzt erst wieder in der Sitzung des Stadtbezirksbeirates Ost am 3. Mai. Dort äußerte ein in einem Verein organisierter Anwohner lautstark den Bedarf, wieder auf den inzwischen sanierten Gehwegen zu parken. Schließlich hätten die Zufußgehenden dann ja noch einen Meter Platz bis zur Häuserwand.
Aber zeitgemäße und zukunftsorientierte Stadträume sind eben etwas anderes als kostenlose Auto-Abstellflächen. Zumal Stadt- oder Dorfplätze von jeher eine besondere Funktion innehatten. Es waren und sind Orte der Begegnung, des Zusammenkommens, Handels, Feierns, usw. Und so kann eine qualitative Neugestaltung an die historische Dimension des Stadtraumes anknüpfen und durch Mehrfachnutzung ein neues, altes Miteinander statt eines Nebeneinander ermöglichen.
Der Workshop im vergangenen September lieferte noch kein konkretes Ergebnis. Daher werden in weiteren Workshops und Beteiligungsformaten in der Woche vom 13. bis 17. Juni Themen wie die Nutzung des öffentlichen Raums, Partizipation/ Inklusion/ Integration und Klimawandel in der Stadt bearbeitet.
Die Ergebnisse aus allen Workshops und Beteiligungsformaten fließen in einen Planungswettbewerb zur Gestaltung des Platzes ein.
Die Stadtverwaltung wird also eine Ausschreibung zur Platzgestaltung an Architektur- und Städtebaubüros geben mit klar umrissenen Funktionsanforderungen an den Platz. In dieser Ausschreibung werden sich zudem die vor vielen Jahren schon beschlossenen Ziele der Stadt wiederfinden: Verkehrswende, Klimaanpassung, Aufenthaltsqualität, etc.
Und eines ist dabei aber jetzt schon klar: ein totsanierter (Park)Platz – wie er heute ist – wird dieser ganz sicher nicht werden.
Bürger*innen-Werkstatt "Kreative Formate zur Planung der Platzgestaltung" 13. bis 17. Juni Nachbarschaftsmanagement Anger-Crottendorf in und um die alte Feuerwache
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Veröffentlicht: Montag, 09. Mai 2022 18:19
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Am vergangenen Wochenende fanden weltweit besondere Spaziergänge statt. Diese Rundgänge gehen auf die US-amerikanische Stadt-Architektin Jane Jacobs zurück. Sie schuf im Jahr 1961 neue Ansätze darüber, wie Städte funktionieren, sich entwickeln und scheitern können. Einer der wichtigsten Aspekte ihrer Arbeit ist, dass ein funktionierendes Stadtökosystem nicht durch einzelne Expert*innen bestimmt werden kann, sondern es von seinen Bürger*innen mitbestimmt werden muss. Man kann nicht anhand von Modellen die perfekte Stadt planen, sondern man muss rausgehen, laufen und die Orte erkunden, um die Eigenarten der Viertel und Städte zu verstehen. Jane Jacobs war eine Befürworterin von kurzen Wegen und setzte sich für eine gestärkte Nachbarschaftsgemeinschaft und gegen autozentrierte Stadtkonzepte ein. Frei nach dem Motto: Nur eine Fußgänger*innen-freundliche Stadt ist auch eine lebenswerte Stadt.
Und unter diesem Motto fand ein Spaziergang auch im Leipziger Osten statt. Organisiert vom Pögehaus e.V. wurden „Zukunftsorte im Leipziger Osten - rund um die Eisenbahnstraße“ angesteuert. Vom noch entstehenden East-Park entlang der Schulze-Delitzsch-Straße ging es zur Initiative Superblocks Leipzig e.V., die sich für eine andere Nutzung des öffentlichen (Straßen)Raums in Kooperation mit den jeweiligen Anlieger*innen einsetzt. Ein schönes Beispiel dafür war das gerade stattfindende Idastrassenfest. Weiter ging es zum ehemaligen und zukünftigen "Kino der Jugend", entlang des Parkbogen Ost, zur alten Feuerwache Ost, dem Schulstandort Ihmelscampus und schließlich zur Baustelle der Schwimmmhalle auf dem Otto-Runki-Platz.
Eine Stationen des gut zweistündigen Rundganges sollen hier kurz beschrieben werden - das ehemalige „Kino der Jugend“ in der Eisenbahnstraße 162.
Daniel Schade wartete schon vor der geöffneten Baustellentür. Er ist einer der Köpfe hinter dem Fortuna – Kino der Jugend e.V., der sich die Wiederbelebung des markanten Gebäudes zum Ziel gesetzt hat. Vor 160 Jahren gewann die Stadt Leipzig auf dem Areal gleich hinter dem Torgauer Platz in der Gasanstalt Ost ihr Gas für die Straßenbeleuchtung aus Knochen und Schlachtabfällen. Wegen verstärkter Besiedlung in der Gründerzeit und nachvollziehbarer Geruchsbelästigung wurde die Produktion allerdings eingestellt. Später wurde in der großen Generatorenhalle Strom erzeugt. In den 1920er Jahren gab man diesen Standort auf. Ein Investor übernahm, baute die noch heute zu erahnende Art-déco-Fassade vor das Gebäude, zog eine selbsttragende Decke in die Halle ein und fertig war das Haus „Fortuna Lichtspiele“. Zu DDR-Zeiten bekam das Kino den heute noch Vielen bekannte Namen „Kino der Jugend“. Auch noch Vielen bekannt sind die großen Rock-Konzerte in den 1980ern. 1987 öffneten sich die Türen zum letzten Mal. Daraufhin verfiel das Gebäude.
Daniel Schade lud die Gäste in das Gebäude ein und beschrieb dabei das Projekt. „Im Fortuna – Kino der Jugend e.V. engagieren sich derzeit zwischen 30 und 40 Personen, Vertreter/-innen der ortsansässigen Bürgervereine, Kulturschaffende und Nachbarn. Unser Ziel ist nicht nur der Erhalt des Gebäudes, wir wollen das ehemalige Kino auch als den Ort wiederbeleben, der er in der Erinnerung vieler Leipziger/-innen noch ist, als einen multifunktionalen Kultursaal für Kinoaufführungen, Konzerte, Theater und Tanzveranstaltungen, aber auch als Versammlungsstätte und Ort des interkulturellen Austausches, mit begleitender Gastronomie im Innen- und Außenbereich.”
Schade und seine Mitstreiter*innen haben noch viel vor. Denn das Gebäude ist quasi eine Ruine. Vor einem Jahr, am 24. März 2021 hatten sie die Schlüssel für das Gebäude bekommen. Zuvor gab es ein Konzeptvergabeverfahren der Stadtverwaltung für die zukünftigen Betreiber. Ein Verfahren, was übrigens in diesem Jahr für die alte Feuerwache Ost in Anger-Crottendorf auch noch initiiert werden soll. Dort wird ein Nachbarschaftszentrum entstehen. Mit der Ostwache und dem Kino der Jugend entstehen im sich entwickelnden inneren Osten zwei starke kulturelle und soziale Anker.
Schon bald werden im Kino die alten Gasöfen aus dem Keller entfernt und das Team kümmert sich parallel um Fördermittel, damit die Sanierung vorangehen kann.
Seit dem Sommer 2021 finden im Gebäude unregelmäßig schon Veranstaltungen statt – zwar noch mit gebremsten Schaum, aber immerhin. Und es gibt Besichtigungen, wie an diesem Tag, damit die Bürger*innen diesen neuen Kulturort erkunden, annehmen und mitgestalten – genau so wie es sich Jane Jacobs das gedacht hatte.
Die nächste Möglichkeit dazu wird am 14. Mai zum Tag der Städtebauförderung sein. Nicht unerwähnt soll hier die Bustour zur Woche der Nachbarschaft bleiben. Der Fortuna – Kino der Jugend e.V. lädt am 27. Mai ein zu einer Hop-on/Hop-off-Bustour durch den Leipziger Osten zu Orten der Begegnung, des Engagements und der Geschichte.
Überblick über die nächsten Termine:
Sa 07.05. ab 14-15 Uhr Janes Walk (Zukunftsorte Leipziger Osten)
Sa 14.05. ab 13-17 Uhr Tag der Städtebauförderung
Fr 27.05. ab 16-17 Uhr Woche der Nachbarschaft / Bustour
Fr 10.06. ab 16-17 Uhr Rundgang Volkshochschule „Unterwegs mit anderen Augen“
Runder Tisch IG FORTUNA, offen für Alle
Do 12.05. 19:30 Uhr (via zoom)
Do 26.05. 19:30 Uhr
Do 09.06. 19:30 Uhr
Do 23.06. 19:30 Uhr
Mehr Informationen zum Fortuna – Kino der Jugend e.V.: www.ig-fortuna.de und in den Sozialen Netzwerken. |
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Veröffentlicht: Mittwoch, 04. Mai 2022 17:25
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In diesem Jahr findet der bundesweite Tag der Städtebauförderung am 14.05.2022 statt. Die Stadt Leipzig ist unter dem Motto „Stadterneuerung on Tour“ wieder mit dabei und stellt dieses Mal den Parkbogen Ost in den Fokus.
Auf dem Platz vor der Alten Feuerwache (Gregor-Fuchs-Straße 45-47, 04318 Leipzig) wird es von 11 bis 19 Uhr ein buntes Programm mit interessanten und überraschenden Aktionen geben. Es sind Gesprächsrunden zum Thema Parkbogen Ost sowie zur Platzgestaltung des Polygraphplatzes für die interessierte Öffentlichkeit geplant.
Weiterhin wird an diesem Tag eine Ausstellung zum Parkbogen, zur Bürgerbeteiligung und zur Stadterneuerung in verschiedenen Fördergebieten in Leipzig eröffnet. Zudem wird es Filmvorführungen, Rundgänge, Fahrradtouren und Imbissangebote geben.
Außerdem stellen die diversen Akteurinnen und Akteure mit ihren jeweiligen Projekten die Vielfalt der Stadterneuerung vor – vom Bürgerverein Anger-Cottendorf über Stadtteilinitiativen und Quartiersmanagement bis zu Planungsbüro und Verwaltungsmitarbeitenden. Insbesondere zum Thema Parkbogen wird es die Möglichkeit geben direkt mit den Beteiligten zu sprechen, die die Entwicklung des Parkbogens durch ihr Engagement voranbringen.
Auch für Spiel und Spaß ist gesorgt, Hüpfburg, Tischtennisplatte, Fahrradparcours, musikalische Einlagen und eine Guerilla-Gardening-Aktion runden die Veranstaltung ab.
Das Stadterneuerungsteam der Stadt Leipzig lädt herzlich ein, zum radeln, laufen, entdecken, spielen, mitfühlen, staunen, erfahren, erkennen – den Parkbogen erleben!
Mehr unter: https://www.leipzig.de/bauen-und-wohnen/stadterneuerung-in-leipzig/tag-der-staedtebaufoerderung
Das Programm:

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Veröffentlicht: Montag, 25. April 2022 14:03
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A
m vergangenen Wochenende startete Sphere Radio in die Saison. Seit Samstag, 23. April wird aus dem neu eingerichteten Studio im Radiocontainer vor der alten Feuerwache Ost gesendet.
Dazu gibt es den Barbetrieb aus dem Container. Bei leckeren Drinks und Kuchen kann nun die Sonne genossen werden. Die gute Musik gibt es direkt und live aus dem Studio zu hören und den Radiomacher*innen kann bei der Arbeit zugesehen werden.
Am ersten Tag war dann auch schon einiges los. Zu chilliger Musik flatterte dann nicht nur das Schutznetz am Gerüst der Karl-Krause-Fabrik.
Wer am vergangenen Wochenende nicht die Zeit fand vorbeizuschauen, hat noch viele Gelegenheiten. Der Barbetrieb ist für den ganzen Sommer über geplant, zu (vorerst) folgenden Zeiten: Freitag von 18-22 Uhr, Samstag von 15-22 Uhr, Sonntag von 13-19 Uhr
Zudem soll den Sommer über der Container mit unterschiedlichem Programm bespielt werden. Wer also Lust hat, Ideen einbringen will, dort eine Veranstaltung abhalten oder das Programm auf verschiedene Weise füllen will, meldet sich einfach per Mail bei: .
Mehr über Sphere Radio: www.sphere-radio.net