Gehwege für Alle
- Veröffentlicht: Sonntag, 27. März 2022 17:31
Es blieb niemandem verborgen. Nachdem sich im vergangenen Jahr zumindest in Teilen des Stadtteils die Straßenverkehrsordnung wieder eingestellt hatte, wurden seit Ende des Jahres 2021 einige Gehwege saniert. Die Arbeiten dauern zum Teil noch an. Aber der Reihe nach.
Unterwegs mit Friedemann Goerl
Am 14. Juli 2021 lud der Bürgerverein Anger-Crottendorf e.V. den Fußverkehrsverantwortlichen der Stadt Friedemann Goerl zu einer „Inspektionsrunde“ durch den Stadtteil. Der Bürgerverein bat ihn um seine Meinung zu den Fußverkehrsanlagen und dem allgemeinen Zustand des öffentlichen Raums. Schließlich hatte der Stadtrat 2018 mit der Mobilitätsstrategie 2030 eine Stärkung des Umweltverbundes beschlossen – also die Förderung des Fuß-, Rad-, und öffentlichen Personennahverkehrs. „Was schon auffällig ist in Anger-Crottendorf, sind die Bordsteinhöhen“, gab Goerl damals zu. „Da gibt es viel Nachholbedarf was Absenkungen angeht.“ Aber nicht nur dort gibt es viel zu tun: Unebene Gehwege, auf denen sich bei Regen große Pfützen bilden, Stolperfallen, sowie fehlende oder unvollständige Gehwegbeziehungen lassen sich an allen Orten im Stadtteil finden.
Gehwegvorstreckungen
Ändern sollte sich das mit einer ersten Baumaßnahme an der Sellerhäuser Straße Ecke Stünzer Straße. Seit 22. November 2021 entstanden dort Gewegvorstreckungen, abgesenkte Borde mit taktilem Leitsystem, Fahrradbügel, sowie eine regelkonforme und nutzbare Feuerwehrzufahrt für die Häuser Sellerhäuser Straße 8 und 10. Mit den Gehwegvorstreckungen steigt die Verkehrssicherheit auf dem Schulweg – aber nicht nur für Schulkinder. Zufußgehende sind für andere Verkehrsteilnehmende besser sichtbar und der Weg über die Fahrbahn verkürzt sich. Mit dem taktilen System wird Menschen mit Sehbehinderungen das Queren der Straße erleichtert. Radfahrende haben nun sichere Abstellplätze. Von den 18 Plätzen werden jetzt schon in der kalten Jahreszeit die Hälfte genutzt. Autofahrende sorgen nicht mehr für Gefährdungen im Kreuzungsbereich, weil sie die Ecken zuparken. Es wird vielmehr das Einparken erleichtert, weil ihnen der Parkraum durch Borde vorgegeben wird.
Der Bürgerverein Anger-Crottendorf e.V. hatte sich im vergangenen Jahr mittels eines Antrages zum Doppelhaushalt 2021/22 für die Finanzierung dieser Maßnahme stark gemacht.
Aktuell gibt es zwar noch Probleme mit notorischen Falschparkern, die einen Teil der abgesenkten Borde und die Feuerwehrzufahrt ignorieren. Der Bürgerverein steht diesbezüglich in Kontakt mit verschiedenen Ämtern der Stadt. Eine Lösung wird sich einstellen.
Weitere Gehwegsanierungen
An diese Baumaßnahme schlossen sich verschiedene Sanierungen von Gehwegen an. Der nördliche Teil der Neumannstraße erhielt neue Gehwegplatten. Die Fahrbahn bekam auch eine neue Asphaltoberfläche spendiert und komplettiert damit die neue Fahrbahn in der gesamten Neumannstraße. Aus dem Verkehrs- und Tiefbauamt heißt es dazu: „Im Vorfeld der Deckensanierung wurde auch der Gehweg nochmals auf notwendige Reparaturen überprüft. An dem Plattenbelag wurden dabei diverse, großflächige Schäden festgestellt. Neben gebrochenen und lockeren Platten gab es Pfützen vor den unmittelbaren Hauseingängen. Eine kleinteilige Reparatur war deshalb nicht möglich und es wurde die Reparatur der gesamten östlichen Seite veranlasst.“
Auch hier ist noch einmal festzustellen, dass das widerrechtliche Beparken des Gehweges einen großen Beitrag zu den „diversen, großflächigen Schäden“ geleistet hat. Der Unterbau von Gehwegen ist für die hohen Gewichte von Fahrzeugen nicht ausgelegt und gibt nach. Die Folge sind gebrochene Oberflächen. Wenn Gehwege beparkt werden sollen, dann muss der Unterbau verdichtet werden, wie 2020 in der Gregor-Fuchs-Straße (auf dem alten Radweg) geschehen. Gelder dafür sind nicht da. Die dazu nötigen breiten Gehwege sowieso nicht.
Die mittlere Stünzer Straße erhielt auch ein neues Gehwegpflaster (gleiches Problem wie in der Neumannstraße). In Höhe der Borsdorfer Straße wurde ein Loch, welches immer zur Pfützenbildung neigte, asphaltiert. Und auch der Gehweg in den Ramdohrschen Park erhielt eine ausgebesserte Oberfläche. In der Friedrich-Dittes-Straße wurden Teilbereiche, welche starke Pfützenbildung aufwiesen, nur ausgebessert. Dort im nördlichen Teil wurde ein bisher unbefestigtes Teilstück mit einer Asphaltierung ausgestattet.An der Ecke Friedrich-Dittes-/ Gregor-Fuchs-Straße wurde zum Redaktionsschluss noch gearbeitet. Dort wird an einer besseren Wegebeziehung über die Gregor-Fuchs-Straße gewerkelt. Im Sommer 2021 gab es hier ein längeres Gespräch mit Friedemann Goerl. Denn diese Stelle passieren viele Schülerinnen und Schüler der Sprachheilschule Käthe-Kollwitz, die in der Friedrich-Dittes-Straße ihren Hort und in der Karl-Vogel-Straße ihre Schule haben. Aus dem Verkehrs- und Tiefbauamt heißt es dazu: „Als Maßnahme zur Schulwegsicherung wurde zur Freihaltung der Querungsstelle im Verlauf der Mittelinsel über die Gregor-Fuchs-Straße (Bereich des zur Parkfläche umgebauten Radweges) eine Sperrfläche mittels verkehrsrechtlicher Anordnung angeordnet. Die Markierung wird, sobald die Witterungsverhältnisse es zulassen, im Frühjahr 2022 aufgebracht.“
Der Schulweg in Höhe der grünen Mittelinsel ist aktuell auch in einem erbärmlichen Zustand. Für diesen Abschnitt ist allerdings nicht das Verkehrs- und Tiefbauamt sondern das Amt für Stadtgrün und Gewässer zuständig. Der Bürgerverein Anger-Crottendorf e.V. versucht zur Zeit auf eine Befestigung des Weges hinzuwirken, ähnlich wie in Höhe der Mascovstraße. Denn bei Regen ist dieser Abschnitt überflutet, das Wasser steht tagelang. Die Folge ist ein Ausweichen von Zufußgehenden und damit ein Austreten der Rasenränder, die dann eben nicht mehr grüner Rasen sind. Ein wasser-gebundener Weg muss immer gepflegt werden, damit dieser wasserdurchlässig bleibt und sich keine Pfützen bilden. Eine Pflege, die sich die Stadtverwaltung – nicht nur in Anger-Crottendorf – sehr oft einspart. Darum wäre eine Befestigung (Pflaster, Asphalt) hier sinnvoll. Und zur eben angesprochenen Querung in Höhe der Mascovstraße heißt es aus dem VTA: „Ob wegen des umgebauten Radweges als Parkfläche auch eine Fläche (Sperrfläche a.d.R.) zur Gewährleistung der Querung der Gregor-Fuchs-Straße im Verlauf der Mascovstraße erforderlich ist, wird durch die Straßenverkehrsbehörde noch geprüft.“
Fazit
Das seit Jahren unermüdliche Arbeiten des Bürgerverein Anger-Crottendorf e.V. im Bereich der Mobilität trägt inzwischen seine ersten Früchte. Gehwege für Alle und Gehwege überall ist die Grundvoraussetzung um mobil zu sein. Ja, auch Autofahrende sind zu Fuß unterwegs. Somit ist der Anfang gemacht.
Wenn die Menschen mehr zu Fuß gehen sollen im Rahmen der Mobilitätsstrategie 2030, dann muss dafür auch die passende Infrastruktur vorhanden sein. Es kann dann auch auf ein Auto verzichtet werden, wenn die Menschen anderweitig mobil sein können – sicher, zügig, bequem.
Wenn die hier angesprochenen Maßnahmen dann abgeschlossen sein werden, haben es die Bürgerinnen und Bürger in der Hand, wie lange der Sanierungszustand erhalten bleibt und das Gehen durch den Stadtteil ungehindert und ungefährdet möglich ist. Sollte dafür niemand Verantwortung übernehmen, wird der jetzige Zustand nicht lange bestehen bleiben und die Wege wieder Schäden aufweisen.
Es sollte also im Sinne aller sein, wenn die Gehwege ausschließlich von denen genutzt werden, für die sie vorgesehen sind.