Parkraumanalyse und was daraus folgt

Am 22. Juni 2022 wurde im Stadtteil eine Parkraumanalyse durchgeführt [der ACA berichtete]. Das Untersuchungsgebiet erstreckte sich zwischen Wurzner Straße, Breite Straße, Zweinaundorfer Straße sowie der S-Bahn-Strecke und den Kleingartenanlagen. Von 6 bis 22 Uhr gingen Mitarbeitende eines Ingenieursbüros im Abstand von jeweils 2 Stunden durch die Straßen. Die deutlich durch gelbe Westen erkennbaren Personen notierten alle Fahrzeuge, deren Abstellort, die Parkdauer dieser Fahrzeuge, vorhandenen Parkraum und auch Falschparkende.

Ausgangspunkt war ein Beschluss des Stadtrates aus dem Dezember 2021. Eine Parkraumanalyse ist Grundlage für das Anordnen von Bewohnerparken, was einige Anwohnende für den Stadtteil forderten. Darüber hinaus gab es regelmäßig Beschwerden, dass Gehwege, Kreuzungen und abgesenkte Borde zugeparkt werden und somit die Verkehrssicherheit – vor allem von Menschen die zu Fuß gehen – stark beeinträchtigt wird. Die Ergebnisse der Analyse und die Schlussfolgerungen daraus wurden schließlich am 11. April 2024 im Stadtbezirksbeirat-Ost präsentiert.

Eine Parkraumanalyse betrachtet immer nur den öffentlichen Raum. Privater Parkraum, in Sammelgaragen, Garagenhöfen, Hinterhöfen, etc., wird nicht mitgezählt. Im Untersuchungsgebiet gibt es Platz für 2.410 Fahrzeuge im öffentlichen Straßenraum. Insgesamt sind 3.150 Kfz behördlich zugelassen. Es gibt einen „mittleren bis sehr hohen Parkdruck“. Dies ist ein wissenschaftlicher Begriff, mit dem die Auslastung von Parkraum klassifiziert wird. „Sehr hoher Parkdruck“ herrscht, wenn mehr als 90% der möglichen Flächen belegt sind. Für Anger-Crottendorf gilt das in der Zeit von abends 20 Uhr bis morgens 6 Uhr.

Belegung und Auslastung des Gebiets

Wie der Verlauf der Auslastungskurve zeigt, ist Anger-Crottendorf kein Stadtteil, in dem eine Parkraumbewirtschaftung angeordnet werden kann. Denn es sind die Anwohnenden selbst, die in ihrem Stadtteil parken. Es gibt sehr wenige „Fremdparker“, die hier ein Anliegen haben – z.B. zum Arzt gehen, Dienstleistungen in Anspruch nehmen, Pflegedienste ausführen oder zu arbeiten – und ihr Fahrzeug hier kurzzeitig abstellen. Für Menschen, die sich auskennen, war das als Ergebnis keine neue Nachricht. Ein Umstand, über den der ACA vor einem Jahr schon berichtete, im Interview mit Diplom-Bauingenieur Chris Gölker in der Frühjahrsausgabe 18/ 2023.

Insoweit wundert es auch nicht, dass laut Analyse zu jeder Zeit mindestens 75% der möglichen Stellflächen belegt sind. 64% der Fahrzeuge im Stadtteil sind Dauerparker, die also mehr als 12 Stunden hier stehen. Etwa 25% der Fahrzeuge standen in der Zeit der Untersuchung an der selben Stelle. Fahrzeuge als Stehzeuge. Der Anteil der Falschparkenden betrug durchweg 14%. Dabei handelt es sich oft um ordnungswidriges Parken im Kreuzungsbereich und im Seitenraum, z.B. auf Gehwegen und unbefestigten Randflächen.

Bereinigte Parkdauer im Gebiet

Anger-Crottendorf hat sich als klassisches Wohngebiet bestätigt, in dem keine Parkraumbewirtschaftung sinnvoll und möglich ist. Schließlich würden alle Anwohnenden einen vergünstigten Parkausweis bekommen. Am Erscheinungsbild auf der Straße würde sich nichts ändern. Dennoch gibt es ausgehend von der Parkraumanalyse Hinweise und Aufträge zur Verbesserung der Mobilitätssituation im Quartier. Einige stellte die Stadtverwaltung im Stadtbezirksbeirat am 11. April 2024 vor.

Zu den positiven Schlussfolgerungen zählt die neue Quartiersbusline 71. Seit 26. Februar verkehrt diese montags bis freitags im 15-Minuten-, samstags im 30-Minten-Takt und bietet damit komfortablen Anschluss an das Gesamtnetz der Leipziger Verkehrsbetriebe. Ab Ende 2026 wird der Quartiersbus in die Linie 89 aufgehen, die von Connewitz über den Wilhelm-Leuschner- und Augustusplatz nach Anger-Crottendorf fahren wird und dann noch bessere Anschlüsse in die Stadtmitte bietet [der ACA berichtete]. Darüber hinaus wird das Netz an Mobilitätsstationen und -punkten kontinuierlich ausgebaut. Dazu zählt eine Angebotserweiterung für Car-, Roller- und Bike-Sharing auch im Stadtteil.

Eine weitere Schlussfolgerung aus den Ergebnissen der Parkraumanalyse ist eine Untersuchung für Bau und Betrieb einer Quartiersgarage. Mehr dazu gibt es auf den Seiten 30 bis 32 in diesem Heft.

Bewohnerparken – Parkraumbewirtschaftung

Bewohnerparken, Anwohnerparken oder Anrainerparken ist eine Maßnahme der Parkraumbewirtschaftung, bei der auf Autoparkplätzen Menschen bevorzugt werden, die in der Nähe wohnen. Autos von außerhalb sollen hier nicht parken.

Nur dort kann also Anwohnerparken angeordnet werden, wo eine große Zahl von auswärtigen Autos regelmäßig abgestellt werden, wie z. B. in Leipzig im Waldstraßenviertel mit vielen Beschäftigten, Konzert- und Fußballbesuchenden, die per Auto anreisen.

 

„Parkraumanalyse und war daraus folgt“ von Darius N. Ehrlicher erschien erstmals am 26.08.2024 im Anger-Crottendorfer Anzeiger 22/ 2024.

Alle Ausgaben des Stadtteilheftes stehen unter folgendem Link als Download zur Verfügung: www.bv-anger-crottendorf.de/anger-crottendorfer-anzeiger