Zum “Tag des offenen Denkmals” lud die Stadtverwaltung am 8. September 2024 in die Kita “Sonnenblume” in der Krönerstraße 43. “Der in die Jahre gekommene Kindergarten soll unter Einbindung der qualitätvollen Klinkerreliefs neu gedacht werden. Die Führung zeigt den Planungs- und Ideenstand und stellt den Altbau vor.” Mit diesen Worten kündigte man die Veranstaltung an. Der Typenbau aus der Serie 66, der von 1968-1969 auf großzügiger Fläche gebaut und mit baugebundener Kunst nach Entwürfen von Max Uhlig aufgewertet wurde, welche Szenen aus dem Musikmärchen „Peter und der Wolf“ zeigt, liegt seit Sommer 2021 im Dornröschenschlaf. Die Einrichtung musste aufgrund massiver baulicher Mängel am Bestandsgebäude ausgelagert werden und befindet sich seitdem in einem Interimsgebäude in der Leonhardt-Frank-Straße in Sellerhausen.

Grafik: Dohle+Lohse Architekten
Und bei dem Rundgang um und durch das Haus war der Mitarbeiter des Amtes für Gebäudemanagement auch gar nicht so optimistisch, dass dieser Standort in naher Zukunft wieder belebt wird. Vielmehr richtete man sich darauf ein, dass hier erst einmal nichts weiter passiert. So wurden auch noch die letzten Erdgeschossfenster kurz nach der Veranstaltung zugenagelt.
Hinzu kam, dass in den letzten beiden Jahren der Geburtenrückgang in Leipzig erst richtig spürbar wurde. Inzwischen sind 4.000 Kitaplätze nicht belegt, die Stadtverwaltung steuert dieser Entwicklung entgegen. Es werden – vor allem kleine, alte und unwirtschaftlich zu betreibende – Einrichtungen geschlossen. Neubauten werden auf Eis gelegt oder ganz gestrichen. Vernünftig ist das auch mit Blick auf den städtischen Haushalt, bei dem der Gürtel wesentlich enger geschnallt werden muss. Nicht zu vergessen sei hier aber auch die aktuelle Sächsische Staatsregierung, deren rigider Sparkurs wiederum die Misere noch verschärft hat.

Visualisierung: Dohle+Lohse Architekten
Weil das jetzige Interim in Sellerhausen ab 2028 für weitere Auslagerungen im Zuge notwendiger Sanierungen gebraucht wird und die umgebenden Kitas den nötigen Bedarf nicht abdek- ken können, ist somit ein Neubau in der Krönerstraße ab Frühjahr 2026 unumgänglich.
Das neue Gebäude wird 134 Plätze bieten, davon 42 Krippe, 88 Kindergarten, vier Integrationsplätze. Die Planung sieht einen zweigeschossigen nicht unterkellerten und barrierefreien Baukörper in Massivbauweise vor. Der Ersatzneubau erfüllt die Vorgaben des Energiehausstandards 40 und soll über Fernwärme mit Energie versorgt werden. Auf den Dachflächen ist neben einer Dachbegrünung zusätzlich eine PV-Anlage geplant. Das anfallende Niederschlagswasser soll über eine Rigole im Boden vollständig versickern.
Die Haupterschließung für das Gebäude sowie der erforderlichen Pkw-Stellplätze und die Anlieferung der Küche erfolgt über die Krönerstraße Ecke Mascovstraße. Die Gruppenräume sind analog zum Bestand in Richtung Südwest mit Blick in den Garten ausgerichtet. Über einen vorgelagerten Laubengang gelangen die Kinder des Kindergartens aus dem Obergeschoss in den Freibereich. Die Gruppenräume der Krippe befinden sich unmittelbar darunter im Erdgeschoss ebenfalls mit direktem Zugang in den Freibereich. Als pädagogisches Konzept des Nutzers wurde bei der Planung der Gruppen-, Garderoben-, Sanitär- und Flurbereiche ein offenes Konzept berücksichtigt. Die Gruppenräume können durch Türen miteinander verbunden und die Flure und angrenzenden Garderobenbereiche als Spielflure genutzt werden. Für das gemeinsame Essen der Kindergartenkinder wurde im Obergeschoss ein zentraler Bereich, das so genannte Kinderkaffee, vorgesehen. Dieser Essensbereich lässt sich je nach Wetterlage über den Zugang zum Laubengang in Form einer kleinen Terrasse erweitern. Die Terrasse und der Laubengang bilden dabei in erster Linie den erforderlichen Fluchtweg im Brandfall.

Grafik: Dohle+Lohse Architekten
Eine besondere Herausforderung stellt die Planung und Umsetzung zum Erhalt der baugebundenen Kunst dar. Diese gilt es, nach Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde vor Ort, zu sichern und in den Ersatzneubau einzubinden. Die beiden Giebel werden auch das neue Gebäude zieren. Die kleineren Reliefs, welche aktuell noch auf der Gartenseite eingebaut sind, werden auf die nordöstliche Gebäudeseite umziehen.

Grafik: Dohle+Lohse Architekten
Hinzu kommt ein kleiner Stadtplatz, der sich auf der Ecke ausdehnen wird, auf der sich bis vor kurzem noch das Baulager für die Fernwärme-Erweiterung befand. Diesen Platz können dann auch alle Menschen nutzen. Die Gesamtkosten der Maßnahme liegen bei rund 10,2 Millionen Euro. Die Inbetriebnahme ist für Juli 2028 geplant. Alter und neuer Betreiber der Kindertagesstätte ist der Volkssolidarität Stadtverband Leipzig e.V. als freier Träger.

Visualisierung: Dohle+Lohse Architekten
Der Stadtrat stimmte am 26. Juni 2025 mit großer Mehrheit dem Neubauvorhaben zu. Nur die Ratsmitglieder der Partei Die Linke enthielten sich. Ihr langjähriger Stadtrat Siegfried Schlegel sprach sich fraktionsintern dafür aus, dass sein Lehrlingsbau, an dem er Ende der 60er Jahre selbst mitbaute, saniert werden soll. Siegfried Schlegel nahm auch an dem o.g. Rundgang zum “Tag des offenen Denkmals” teil. Dabei brachte er natürlich seine Sicht der Dinge den Teilnehmenden näher – auf die für ihn bekannte, sehr ausführliche Art und Weise.
—–
Die Vorlage “Baubeschluss Ersatzneubau Kindertageseinrichtung, Krönerstraße 43” (VIII-DS-00665) mit allen Ansichten, Schnitten und Grundrissen kann runtergeladen werden, unter: www.is.gd/FMkyVa
—–
Der Beitrag „Kita Sonnenblume wird neu gebaut“ von Marcel Pruß erschien erstmals am 01.09.2025 im Anger-Crottendorfer Anzeiger 24/ 2025.
Alle Ausgaben des Stadtteilheftes stehen unter folgendem Link als Download zur Verfügung: www.bv-anger-crottendorf.de/anger-crottendorfer-anzeiger