Die wenigsten aus unserem Quartier werden es bemerkt haben: Das Clown-Museum hat seine Pforten am 31. Juli 2024 geschlossen. 16 Jahre war es hier in der Breiten Straße – aber wer von uns hat es schon mal besucht?
Stop, falsch, es war ganz und gar kein Museum ohne Gäste: Im letzten Jahr waren es an die 6.000 große und kleine Besucherinnen und Besucher, wie der Betreiber, Sammler und Besitzer Hans-Dieter Hormann bei einem Gespräch kurz vorm Ende mitteilte.
Sie kamen aus aller Welt, denn der Ruf des Museums drang weit in die Ferne: Der weiteste Besuch kam aus Wladiwostock angereist – extra für dieses Museum.
Der nächstgelegene, intensive Besuch kam übrigens aus der 74. Grundschule gleich um die Ecke und es wurde ein Projekt mit der Lehrerin Peggy Pieroh daraus: Die Kinder führten selbst verfasste kleine Stücke mit Marionetten aus dem Museumsbesitz auf. Selbst der MDR drehte eine der Aufführungen. Auch das war im Museum möglich auf einer kleinen Bühne mit 25 Plätzen im Zuschauerraum.
Jetzt aber ist Schluss und alle Ausstellungsgegenstände verlassen Leipzig nach Wien zum dortigen Zirkus- und Clown-Museum.
Dabei wäre es dem Betreiber viel lieber gewesen, das in der Sammlungsbreite in Deutschland einzigartige Museum hätte in Leipzig bleiben können. Aber leider nützte auch eine Petition an den Stadtrat zur kostenfreien Übernahme der Museumsinhalte nichts – sie wurde auf Vorschlag des Kulturausschusses negativ beschieden wegen angeblich fehlender Leipzig-Bezüge und einer plausiblen Konzeption.
Dass es diese aber sehr wohl gibt, hat Hans-Dieter Hormann akribisch nachgewiesen wie überhaupt das ganze Museum seine ordnende, systematische Hand zeigt: Ein Raum ist den Größen der Clownsriege gewidmet mit Originalstücken wie Gewänder, Schuhe, Kopfbedeckungen, Musikinstrumente, Reiseutensilien und was alles von den großen Clowns dem Museum überlassen wurde.
In einem weiteren Raum sind in vielen Vitrinen tausend Sorten von Clownsfiguren zu bestaunen – alle beschriftet und geordnet. Auch die „Theorie des Lachens von den Griechen bis heute“ kommt nicht zu kurz – eine Fleißarbeit während der Corona-Zeit, die das Museum fast um die Existenz gebracht hatte.
Nun, da schon seit einiger Zeit alle Bemühungen des „Clown-Chef“ Hans-Dieter Hormann einen Nachfolger zu finden erfolglos geblieben waren, hat sich der gut 76-jährige entschlossen, alle Stücke in geordneten Verhältnissen der staunenden Welt weiter zu zeigen – aber eben nicht mehr in Leipzig.
Wie auch sollten sich Nachfolgende finden, wenn klar ist, dass alle Arbeitsleistung ohne Entlohnung erbracht wurde und die Einnahmen – Erwachsene 3,50 €, Kinder 2,50 – gerade so die Sachkosten und Miete deckten?
So ist ab diesem Sommer die Museumslandschaft in Leipzig um ein exzellentes Stück ärmer geworden – schade. Denn was ist das Leben ohne Lachen?
„Es war einmal…Ein Clown-Museum in Leipzig – Ein Nachruf“ von Josef Trauth erschien erstmals am 26.08.2024 im Anger-Crottendorfer Anzeiger 22/ 2024.
Alle Ausgaben des Stadtteilheftes stehen unter folgendem Link als Download zur Verfügung: www.bv-anger-crottendorf.de/anger-crottendorfer-anzeiger