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»Anmut sparet nicht noch Mühe«

Der Komponist Hanns Eisler

7.7. – 15.10.2023

Studioausstellung

Haus Böttchergäßchen, Böttchergäßchen 3, 04109 Leipzig

Wer war Hanns Eisler – titelte 1983 ein Buch. Dieser Frage geht die Ausstellung anlässlich seines 125. Geburtstag in seiner Geburtsstadt Leipzig nach. Wer war dieser Künstler, der sich so um die Politik kümmerte, dass man ihn in der DDR dafür zu einer Politgröße machte? Was ist heute, 61 Jahre nach seinem Tod, in der Öffentlichkeit überhaupt noch bekannt über ihn und was nicht? Und vor allem, wie klingt seine Musik? Sein Leben zeichnet die Spuren des 20. Jahrhunderts – politischer Widerstand, Verfolgung als Jude und Kommunist, Exil, Ausweisung aus den USA, Rückkehr in die Heimat. Doch was war Heimat für Eisler, der in Leipzig geboren wurde, in Wien aufgewachsen war und »öfter als die Schuhe die Länder wechselte«? Seine innere und die äußere Welt klingen in seinem großen Werk, welches Chor- und Orchesterwerke, Ensemblemusik, Lieder, Songs, Balladen, Bühnen- und Filmmusik sowie die Nationalhymne der DDR umfasst und ihn zu einem der bedeutendsten – doch immer noch unentdeckten – Komponisten des 20. Jahrhunderts macht.

Die Ausstellung ist eine Kooperation der Internationalen Hanns Eisler Gesellschaft e.V., Berlin, mit dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig. Begleitet wird diese von den EislerTagen der Internationalen Hanns Eisler Gesellschaft vom 6. bis 9. Juli 2023 in Leipzig. www.hanns-eisler.de

Der Komponist Hanns Eisler und seine Mutterstadt Leipzig

Der Komponist Hanns Eisler und seine Mutterstadt Leipzig

Am 23. Oktober 1968 wurde in Anger-Crottendorf ein Teilstück der vorherigen Jöcherstraße anlässlich seines 70. Geburtstages nach dem Komponisten Hanns (Johannes) Eisler benannt. Wer aber war eigentlich dieser Komponist und was hat er vor allem mit der Stadt Leipzig zu tun?

Dieser Frage soll dieser kleine Beitrag nachgehen und vielleicht Lust darauf machen, sich einmal mehr mit Hanns Eisler und seinem breiten musikalischen Schaffen zu befassen. Denn viele kennen ihn vor allem als Komponisten der DDR-Nationalhymne und als Verfasser von Kampfliedern. Tatsächlich schuf Hanns Eisler fast 500 Lieder und Songs, Werke für Chor und Orchester, Ensemblemusik sowie Bühnen- und Filmmusik, wie auch auf der 2017 angebrachten Gedenktafel an seinem Geburtshaus Hofmeisterstraße 14 zu lesen ist.


Leipzig war die Stadt, aus der Eislers Mutter stammte. Hier wurde Johannes Eisler am 6. Juli 1898 und vor ihm seine Geschwister Elfriede und Gerhart geboren. Ohne Leipzig wären sich Hanns Eislers Eltern, der Wiener Philosoph Rudolf Eisler und die Leipziger Buchhalterin Ida Maria Fischer, nie begegnet.

Seine Leipziger Herkunft war Hanns Eisler wichtig. In Gesprächen und Briefen wird sie mehrfach erwähnt. 1953 verarbeitete er im Libretto seiner Oper „Johann Faustus“ den Leipziger Großvater Carl Alexander Fischer, einen gelernten Fleischer, sogar namentlich. Alexander Fischer gehörte in Leipzig nie einer Fleischer-Innung an. Deshalb muss ein wirtschaftliches Auskommen für ihn und die Familie schwer gewesen sein. Eine solide Ausbildung besonders für die beiden Töchter schien wichtig. Eislers Mutter, die älteste Tochter Ida Maria Fischer besuchte von 1883 bis 1891 die Volksschule und vermutlich noch zwei Jahre eine Fortbildungsschule. Dort könnte Sie die Qualifikation für den im amtlichen Melderegister der Stadt Leipzig dokumentierten Beruf einer Buchhalterin erworben haben.


18 verschiedene Wohnungen bewohnte Familie Fischer bevor sie 1898 in die Gartenstraße, heute Hofmeisterstraße 14, einzog. Sie blieb dort für 14 Jahre. Sowohl Carl Alexander Fischer aus Ketsch, bei Schwetzingen als auch den jungen Rudolf Eisler aus Wien hatte es in die seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wirtschaftlich aufstrebende Stadt Leipzig gezogen. Rudolf Eisler kam 1893 während dieser Umbauphase nach Leipzig. Bedeutende Wissenschafter folgten dem Ruf an die Leipziger Universität. Bei ihnen studierte der 19jährige Rudolf Eisler Philosophie, Psychologie, Zoologie und Physikalische Chemie.


Seine erste Wohnung bezog der Student im April 1893 am Grimmaischen Steinweg 14. Nebenan, im Trierschen Institut, Grimmaischer Steinweg 12, konnte er bei dem Philosophen und Psychologen Wilhelm Wundt die Vorlesungen hören. Um dieselbe Zeit lebte Ida Fischer ganz in der Nähe, in der Schenkendorfstraße 31, bei ihren Eltern. Ein dreiviertel Jahr später wechselte die Familie Fischer die Wohnung. Sie zog einige Straßen weiter in die Bayersche Straße 34 (heute Arthur-Hoffmann-Straße), nahe des Bayerischen Bahnhofs. Wenig später wohnte der Student Eisler im selben Haus. Es ist davon auszugehen, dass die von Hanns Eisler überlieferte Geschichte, seine Eltern hätten sich auf der Leipziger Messe am Würstchenstand kennengelernt, richtig ist.
5 Monate nach dem Umzug, im Sommer 1894, schloss Rudolf Eisler sein Studium mit der Promotion ab. Am Ende des Jahres 1895 wurde die kleine Elfriede Fischer in Leipzig, in der Nostitzstraße 41 geboren. Rudolf Eisler erkannte gleich die Vaterschaft an. Die Ehe zwischen Ida Fischer und Dr. Rudolf Eisler wurde am 27.7.1896 in Leipzig geschlossen. Familie Fischer und Familie Eisler wohnten offiziell gemeinsam parterre in der Nostitzstraße 41 (heute Reichpietschstraße) in Leipzig-Reudnitz, am Eilenburger Bahnhof. Das belegt der einzige Leipziger Adressbucheintrag von Rudolf Eisler aus dem Jahr 1896. Darin steht: Dr. phil. Rudolf Eisler, Privatdocent. Ungefähr zum Ende des Jahres 1896 zog die Familie Eisler nach Wien. So ist es in der Geburtsurkunde von Gerhart Eisler vom 20.2.1897 dokumentiert. Auf ihr ist als Wohnadresse der Familie Eisler die Sternwart(e)straße 14 im XVIII. Bezirk in Wien angegeben. Hanns Eislers Onkel Curt Fischer überlieferte in einem Interview, dass sich Ida Eisler ihrer Heimatstadt verbunden fühlte und hier ihre Kinder zur Welt bringen wollte. Zur Geburt von Gerhart und Hanns Eisler reiste sie demnach extra nach Leipzig.

Eislers Geburtswohnung in der Hofmeisterstraße 14 wurde von der Leipzig Stiftung gekauft und die Stadt Leipzig finanziert einmal im Jahr die Vergabe des Internationalen Hanns Eisler Stipendiums. Der Eisler-Haus Leipzig e.V. unter dem Vorstand des Komponisten und Pianisten Steffen Schleiermacher und des Pianisten und Journalisten Werner Kopfmüller organisieren die Stipendienvergabe und ein Konzert im Gewandhaus für die/den Eisler-Stipendiatin/en.

(Bettina Weil / Internationale Hanns Eisler Gesellschaft, Berlin)
weitere Informationen zu den EislerTagen 2023: www.hanns-eisler.de

18. Juni – 15.00 Uhr: Mitsingkonzert mit Der fröhliche Chor

Der fröhliche Chor unter der Leitung von Sabine Brückner präsentiert Chorlieder von Hanns Eisler und Freunden und lädt zum Mitsingen ein.

Seit mehreren Jahren schon trifft sich der “Fröhliche Chor” unter der Leitung von der Musiker und Pädagogin Sabine Brückner in einer angenehmen Atmosphöre, um gemeinsam ansprechendes Liedgut zu studieren. Dabei ist der Komponist Hanns Eisler schon seit einiger Zeit mit seinen “Neuen Deutschen Volksliedern” und der “Kinderhymne” zum beliebten Repertoire geworden.

Anlässlich seines 125. Geburtstages im Jahre 2023 wollen sie die Freude darüber mit anderen Singfreudigen teilen und ein, Hanss Eisler und weitere Lieder, die in Bezug zu seinem Werk stehem, beim Singen kennenzulernen. Jede/r, der/ die möchte, ist willkommen, mitzuwirken. Besondere Kenntnisse werden nicht vorausgesetzt – nur die Freude an der Musik.

Die Veranstaltung ist kostenfrei.

Ort: Trinitatiskirche, Theodor-Neubauer-Straße 16

9. Juni – 20:15 Uhr: “Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt”

Wir zeigen das Filmwerk aus der Zeit der Weimarer Republik, das zum Genre des Proletarischen Films zählt. Es ist eine Mischung aus Spiel-, Dokumentar- und Propagandafilm, angereichert mit Elementen eines Musikfilms mit der Musik von Hanns Eisler.

Bettina Weil von der Internationalen Hanns Eisler Gesellschaft gibt zu Beginn einen Einblick in das filmmusikalische Schaffen des Komponisten. Die Veranstaltung ist kostenfrei.

Ort: Kino der Jugend, Eisenbahnstraße 162

Veranstaltungshinweis: am 9. Juni fährt die

LINIE OST durch den Leipziger Osten – Abfahrt 15 Uhr – Ankunft ca. 20 Uhr

Kino der Jugend, Eisenbahnstr. 162